Zur Geschichte des Hl. Bergs bei Nikolsburg
- František Zelinka
- 10. März
- 6 Min. Lesezeit
MgA. František Zelinka, DiS. zelinka@rmm.cz
Der Hl. Berg bei Nikolsburg (tsch. Mikulov) ist nicht nur ein charakteristisches Wahrzeichen der Stadt und ihrer Umgebung, sondern in der Tat ein Symbol für ganz Südmähren. Er ist ein Beweis für das hohe kulturelle und künstlerische Niveau der Region. Mit seinen kalkweißen Gebäuden und dem Klang der großen Glocke zieht er jedes Jahr Tausende von Pilgern aus allen Teilen des Landes an.
Der gerundete Berg hat schon immer die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen. Sein ursprünglicher deutscher Name – Tanzberg – erinnert an die früheren ausgelassenen Fruchtbarkeitsfeste, die mit unbändigem Weinkonsum und der Verehrung von Bacchus und Venus verbunden waren.
Die Pestepidemie von 1622 forderte ihren grausamen Preis für die lokale Bevölkerung. Der damalige Besitzer des Herrenhauses, Seine Eminenz Kardinal und Fürst Franz Seraph von Dietrichstein, wollte seine Dankbarkeit gegenüber Gott für die erfolgreiche Überwindung der Epidemie durch den Bau einer Kirche (Anm. der Übersetzers: im tsch. Usus meist als Kapelle bezeichnet) zum Ausdruck bringen. Der Grundstein der St.-Sebastiankirche wurde am Fest Mariä Heimsuchung (ursprünglich 2. Juli) 1623 im Beisein des Kardinals und unter großem Beifall der Bevölkerung gelegt. Die Kirche wurde den Schutzheiligen gegen die Pest geweiht, d. h. dem hl. Sebastian, dem hl. Karl Borromäus und dem hl. Rochus. Den Bau finanzierte der Kardinal aus eigenen Mitteln, doch nach dem Bekenntnis des ersten Propstes des Stiftskapitels von Nikolsburg, Georg Otislav von Kopenice, trugen auch die Einheimischen sowohl Geld als auch Arbeitskraft bei. Kaiser Ferdinand II. spendete bei seinem Besuch in Nikolsburg 100 Gulden.
Der Bau der Kirche war nicht nur wegen ihres Standorts, sondern auch wegen ihrer Architektur außergewöhnlich. Der Kardinal ließ das zentrale Gotteshaus auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes mit einer Kuppel auf einem Tambour errichten, was zu dieser Zeit nicht nur in den böhmischen Ländern ungewöhnlich war. Die Architektur des Gebäudes mit ihren vier Giebeln mit gebrochenem Tympanon, Thermopenfenstern (inspiriert von den Fenstern der antiken römischen Thermen des Diokletian) mit Doppelpilastern und einer Kuppel erinnert an den starken Einfluss des italienischen Palladianismus. Die Kirche wurde als Wallfahrtskirche konzipiert. Ihre vier steinernen Seitenportale und das Haupttor in der Achse des Gebäudes sorgten für eine gute Zugänglichkeit des Gebäudes.
Um die Bedeutung des gesamten Areals zu unterstreichen, ließ der Kardinal entlang des Weges zur Spitze des Hügels Passionsstationen errichten, die das Geheimnis der Passion Christi darstellen. Probst Georg Otislav beschreibt die folgenden Stationen: Christus im Garten, Christus gegeißelt, Christus gekrönt, Christus verspottet, Christus das Kreuz tragend und oben der gekreuzigte und von der Jungfrau Maria beweinte Christus. Auf der gegenüberliegenden Seite erwähnt der Pfarrer auch das Grab Gottes. Das Urbar von Nikolsburg von 1629 erwähnt „die schöne fromme St-Sebastiankirche auf einem hohen Hügel über der Stadt, wohin ein Weg mit allen schönen Figuren der Passion Christi führt.“ Die Statuen, die noch heute in einigen Kapellen aufgestellt sind, stammen aus zwei Epochen – einige aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, andere aus dem Hochbarock. Allerdings befinden sich nicht alle Figuren an ihrem ursprünglichen Standort wie zu Zeiten Kardinal Dietrichsteins, sondern wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Erweiterung und dem Ausbau neuer Kapellen übertragen.
Im Jahre 1631 vervollständigte den im italienischen Stil komponierten Gebäudekomplex ein freistehender Glockenturm – ein Campanile. Ein Jahr später weihte der Kardinal zwei Glocken ein, die größere Sebastian- und die kleinere Anna-Glocke. Der Campanile war ursprünglich viel reichhaltiger verziert als heute und hatte ein hohes Blechdach mit einem Zwiebelturm und einer Laterne. Das Dach war höher als die Laterne der Kirche und wurde daher bei Sommergewittern stärker von Blitzen getroffen.
Vor dem Tod Seiner Eminenz Kardinal von Dietrichstein dürfte das gesamte Areal bereits fertiggestellt worden sein, doch die Kirche wurde nicht mit einer Schenkung bedacht, was später zu Fehlinterpretationen bei der Datierung des Gebäudes führte. Zu Beginn der 1650er Jahre wurde das Dach der Kirche mit neuen Dachstühlen über den Seitenschiffen und der Kuppel repariert; es wurde ebenfalls das durch Regen beschädigte Mauerwerk ausgebessert.
Am 13. Juli 1679, anlässlich der Generalvisitation, wurde die St.-Sebastiankirche mit drei Altären von Johann von Breunner, Generalbischof von Olmütz und Bischof von Nikopolis, eingeweiht. Der Hauptaltar zu Ehren des hl. Sebastians befand sich an der Ostseite, der Altar des hl. Karl Borromäus an der evangelischen Seite (Süden) und der Altar des hl. Rochus an der Epistelseite (Norden). Die Reliquien der hl. Felix von Cantalice und Lucian von Antiochia waren in allen drei Altären separat untergebracht. Hier spendete der oberste Visitator vielen Tausenden von Menschen das Sakrament der Firmung. In der Kirche erteilte er auch mehreren Klerikern des Piaristen- und Kapuzinerordens die Weihe.
Im Jahre 1714 wurde die Kirche um eine Sakristei erweitert. Zuvor waren dafür nur zwei schmale Nischen an den Seiten des Hauptaltars vorgesehen, die kaum Platz für den amtierenden Priester und den ihm dienenden Sakristan boten.
Die Einwohner von Nikolsburg hatten einen so großen Respekt vor dieser Kirche, dass nicht nur das Kapitel, das Piaristenkloster, sondern fast alle Bürger der Stadt zu ihr beitrugen. Im Jahre 1752, am 9. Juni um 5 Uhr morgens, fegte ein furchtbares Unwetter über der Stadt, in dessen Verlauf die Kirche von einem Blitz getroffen wurde, der das Gewölbe leicht beschädigte, ein Fenster und den Altar des hl. Rochus zerbrach; ansonsten entstanden jedoch keine weiteren Schäden. In jenem Jahre, am 18. September, besuchte die Kirche Kaiserin Maria Theresia, die sich auf dem Weg nach Böhmen befand. Hier nahm sie an einer Messe teil, die von Propst Johann von Czechotti zelebriert wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Weg, der heute durch den Wald zum Steinbruch führt, instand gesetzt. Die Kaiserin übernachtete im örtlichen Schloss und betete am nächsten Tag auch in der Loreto-Kapelle.
Da die St.-Sebastiankirche seit jeher von zahlreichen Pilgern besucht wurde, die zum Bildnis der Mutter Gottes in der örtlichen Loreto-Kapelle pilgerten, und wegen ihrer hochgelegenen, allen Witterungseinflüssen ausgesetzten Lage, mussten die Gebäude häufig gepflegt werden. Im Juli 1663 brannte der Campanile teilweise ab, wahrscheinlich nach einem Blitzeinschlag. Die Glocken und die Kirche blieben jedoch unversehrt. In den folgenden Jahren erhielt der Turm eine neue innere Holzstruktur, ein Dach und einen Dachstuhl. Im Jahre 1763 wurde die Kirche einschließlich aller Kapellen mit neuen Steinen aus dem Steinbruch von Oslawan [tsch. Oslavany] repariert – zuvor war sie nur mit Ziegeln gepflastert worden. Die Kirche erhielt ein neues Tor und im Jahre 1765 eine neue Orgel, die der Brünner Orgelbauer Johannes Beck für 205 Gulden anfertigte und einbaute. Der Eifer und die Opferbereitschaft vieler Wohltäter schmückte auch die Grabeskapelle mit einem Eisengitter neuen Steinstufen, um den Besuchern den Zugang zu erleichtern. Der Campanile, der ursprünglich höher und prächtiger gebaut war, wurde am 3. Juli 1767 von einem Blitz getroffen und brannte vollständig nieder. Auch die große Glocke (Sebastian), die achtzig Zentner wog, und die kleinere Glocke (Anna), die ein herannahendes Unwetter ankündigte, gingen in Flammen auf. Im folgenden Jahre ließ Fürst Karl Maximilian von Dietrichstein die größere Glocke von Johann Henckelmann aus Nikolsburg gießen und mit zwanzig Zentnern Metall verstärken.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden mehrere weitere Kapellen errichtet. Der Vikar, Pater Franz Baiml, hegte schon lange den frommen Wunsch, insgesamt 14 Stationen zu errichten und damit einen offiziellen Kreuzweg zur Betrachtung des schmerzhaften Leidens Jesu Christi zu schaffen. Nach der Ernennung des besagten Vikars zum Domherrn im Jahre 1772 wurde diese Idee schließlich verwirklicht. Das ehrwürdige Kapitel gab bereitwillig seine Zustimmung dazu. Zu den ursprünglich großen Kapellen aus der Zeit Kardinal Dietrichsteins kamen hiermit nach und nach mehrere kleinere hinzu, so dass der Kreuzweg seine heutige Ausdehnung und Form erhielt.
Die religiösen Reformen Kaiser Josephs II. hatten die Schließung des gesamten Wallfahrtsortes zur Folge und drohten sogar mit dem Abriss der dortigen Gebäude. Dank der Unterstützung durch die Familie von Dietrichstein kam es glücklicherweise nicht dazu. Dennoch verfielen die Gebäude – und auch die Kirche wurde eine Zeit lang als Pulverlager genutzt. Das ursprüngliche Mobiliar, Silber, Gemälde und andere Kunstgegenstände wurden dem Kirchenfonds übergeben und teilweise verkauft. Die Restaurierung erfolgte erst unter Probst Augustin Bartenstein, der 1862 mit der Wiederherstellung der Anlage begann. Die St.-Sebastiankirche ist im September 1865 erneut geweiht worden. Die Tradition der Marienwallfahrten, die früher mit der Nikolsburger Loreto-Kapelle verbunden war, diese jedoch im Jahre 1784 durch einen Brand zerstört worden war, ist ebenfalls hierher verlegt worden. Die Marienwallfahrten wurden nur einmal unterbrochen, und das zwischen den Jahren 1938 und 1945.
Quellen:
Mährisches Landesarchiv in Brünn [Moravský zemský archiv v Brně], fond F 18 (Hlavní registratura Ditrichštejnů Mikulov).
Mährisches Landesarchiv in Brünn, fond G 381 (Novotný Jaroslav).
KOUDELA, Miroslav; VRBKA, Jiří (ed.). Verbo et Exemplo. Dějiny Význačné kolegiátní kapituly a kostela sv. Václava v Mikulově. Mikulov: Regionální muzeum v Mikulově, 2007.
WOLNY, Gregor. Kirchliche Topografie von Mähren, meist nach Urkunden und Handschriften. Brünn: Brünner Dioecese, Nicolsburger Decanat (Selbstverl. des Verf.)., 1856